Geschichte II
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Bleiben wir einmal vor dem Leben und der Geschichte einzelner Menschen von heute stehen. Ihr Leben hat ein Antlitz gewonnen, das uns völlig fremd geworden ist. Irgendeine Idee, eine Leidenschaft, ein Ziel, eine Sünde hat sie trunken gemacht und in ihren Bann gezogen. Obgleich sie gelegentlich erkennen, wie es sie knechtet und erniedrigt, sie dem Leben entfremdet und entzieht, sie sind nicht mehr Herr ihrer selbst. Sie sehen sich gelegentlich vor Abgründe gestellt, vor denen sie schaudern, sie sind nur noch Knechte eines anderen. Wer ist dieser andere? Wie heißt sein Name? Jesus ist es nicht.
Oder denken wir an das Gesicht unserer gegenwärtigen Geschichte. Von welch einer Kriegspsychose sah eines Tages die Welt sich gepackt. Freunde von gestern standen sich plötzlich wie ärgste Feinde gegenüber. Völker, die in friedlichem Wirtschaftsverkehr gestanden, schufen sich gegenseitig eine wirtschaftliche Hölle. Gelehrte, die mit ihren Forschungen der Menschheit dienten, dienten eines Tages mit ihrer Wissenschaft nur noch den Waffen, durch welche andere Völker geknechtet werden sollten. Und als sich die Völker in ihrer gegenseitigen Bekämpfung erschöpft hatten, begannen die Revolutionen des einzelnen Volkes.
Welch ein Geist ist das, dem auch heute noch die Maschine wertvoller ist als der Mensch; dem der Gewinn höher steht als der Bruder; dem die Börse dient, um ganze Völker zu verschachern; dem die Machtentfaltung Selbstzweck wird, wenn darob die Welt auch zugrunde geht? Wie heißt sein Name? Der Geist Jesu ist es nicht!
Zitat-Nr: 1577; Quelle: 13; Matthäus 8,28
Es war ja überhaupt das Tragische in der Geschichte, dass man das, was zeitliche Aufgaben hatte und für bestimmte Zeiten zum Segen gesetzt war, nachher dauernd festhalten und verewigen wollte.
Zitat-Nr: 2018; Quelle: 103;
Die Schwachhheit der Kirche wird darin offenbar, dass selbst ihre größten Gottesknechte und Propheten, sobald es sich um eine richtige Beurteilung der Geschichte und deren Geschehnisse handelt, oft zu den gegensätzlichsten Urteilen gelangen. Wie oft stand Prophet gegen Prophet. Jeder sah die Geschichtsereignisse seiner Zeit anders und von seiner Warte aus. In ihrer Volksverbundenheit und aus ihrer Teilnahme am Gang der Geschichte kennt auch die Kirche diese Schwachheit in ihrem Urteil. Obgleich sie nach dem Wort ihres Herrn nicht von dieser Welt ist, lebt und dient sie dennoch in der Welt. Ihre Glieder sind gezwungen, sich ein Urteil über die Vorgänge innerhalb der Geschichte zu bilden … Welche gegensätzlichen Bitten sind z. B. bisher auch von der Kirche aus in den großen Krisenzeiten der Geschichte je und je vor Gott gebracht worden!
Zitat-Nr: 2200; Quelle: 122; Römer 8,26-27
Die tiefsten Geheimnisse des Menschen, der Völker und der Geschichte kann niemand ergründen. Kein Heros noch Herrscher, kein Denker noch Prophet, kein Genie noch Künstler konnten je der Welt in den eigetretenen Wendepunkten ihrer Geschichte den tiefsten und letzten Sinn aller Geschichte deuten. Vor den Siegeln der Buchrolle bleibt auch die größte Autorität der Geschichte stehen. Hier muss sie die Grenze ihres Könnens erleben.
Zitat-Nr: 2316; Quelle: 56; Offenbarung 5
Geschichte wird von Menschen gemacht. Die Geschichte eines Volkes hatte stets den Inhalt, der ihm vom Volke gegeben wurde. So stark Gott in der Sprache der Propheten im Blick auf die Gerichte auch in der Ichform redet, die große Wetterecke der Geschichte liegt in der menschlichen Seele. Hier brodelt der große Hexenkessel, der sich in seinen Energien und Leidenschaften eines Tages in der Geschichte als Gericht auswirkt.
Zitat-Nr: 2611; Quelle: 62;
Es ist wie eine Ironie der Geschichte, dass jede Macht, wenn sie zur höchsten Entfaltung ihrer Gewalt und ihrer Machtgelüste erwuchs, blind wurde und daher im Bewusstsein ihrer Stärke jegliche höhere Klugheit verschmähte.
Zitat-Nr: 2779; Quelle: 50;