Evangelium II
Die Zeiten sind zu ernst, die Gerichte zu hart, der Jammer des Volkes ist zu groß, als dass wir uns mit religiösen Allgemeinheiten abfinden könnten. Es genügt nicht, nur das Gewordene zu pflegen, es gilt, Untergehendes zu retten, Irrendes zu leiten, Gerichtetes aus dem Gericht zu führen! Das können wir jedoch nur dann, wenn wir ein Evangelium in uns tragen, das größer ist als die Schuld der Gegenwart, wenn wir uns von einer Liebe beseelt wissen, die stärker ist als der Tod, wenn wir uns von einer Kraft begnadet sehen, die durch ihr Vertrauen die Welt überwindet.
Zitat-Nr: 1989; Quelle: 13; Offenbarung 1,17ff
Das Evangelium in seiner Gotteskraft schafft wohl neue Menschen in Christo, es ist aber nicht dazu angetan, Menschen im Sinne der Welt groß zu machen oder um die besondere Gunst der Welt zu gewinnen.
Zitat-Nr: 2293; Quelle: 57;
Evangelium ist zunächst Gottes weltweiter Ruf an die Völker. In seiner unerschöpflichen Fülle und seiner rettenden Kraft bleibt es aber auch für die Gemeinde Evangelium, und zwar bis zu ihrer Vollendung hin. Da sein Inhalt Jesus Christus ist, ist die Gotteskraft im Evangelium nicht nur eine missionierende. Sie erweist sich ebenso als eine heiligende und vollendende im Leben der dienenden und kämpfenden, der leidenden und wartenden Gemeinde.
Zitat-Nr: 2305; Quelle: 57; Römer 1,11-12
Das Evangelium verarmt in seinem Inhalt, es wird gelähmt in seiner Kraft, wenn es erst leben muss vom Eifer seiner Dolmetscher oder dem Fanatismus seiner Bekenner. Es kann in seinem Inhalt weder bewiesen noch kann es in seiner Kraft verteidigt werden. Gott begnadigt aber Menschen, es zu bezeugen: es anderen weiterzusagen. Dem Glaubenden erschließt sich alsdann Christus als Auferstandener in seiner rettenden Gegenwart und Wirklichkeit: Das Evangelium lebt nicht etwa vom Bekenntnis der Kirche. Die Kirche lebt in ihrem Bekenntnis und Zeugnis vom Evangelium. Es kommt zwar zum Menschen über den Menschen, d. h. über Apostel, Bischöfe, Lehrer und Evangelisten. In seiner Kraft macht es sich aber nicht abhängig vom Menschen. Sobald der Mensch mehr sein will als Mitarbeiter Gottes und Zeuge Jesu Christi, schaltet es ihn aus als Botschafter seines Inhalts und als Zeugen seiner Kraft.
Zitat-Nr: 2307; Quelle: 57; Römer 1,16