Gesinnung II
Image credit: kmitu / 123RF Stock Foto
Wer je etwas geschmeckt hat von einer wirklich geistlichen Gesinnung, wer einmal eine Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit kennen gelernt hat, wer einmal aller im Fleische gepflegten Religionen müde geworden ist, der versteht die Seele, die sich nach einem bereits gegenwärtig eintretenden, möglichst dauerhaften Zustande reiner, geistlicher Herzensgesinnung sehnt, in der die Religionsausübung nur jener ungetrübte und unmittelbare Umgang der Seele mit Gott ist, wie er sich im Verkehr eines Kindes mit dem Vater widerspiegelt.
Zitat-Nr: 1820; Quelle: 44; 1.Mose 4,3-5
Fleischliche und geistliche Gesinnungen sind nicht nur zwei verschiedene Welten außer uns, sondern auch in uns. Sie sind in erster Linie nicht eine Ortsfrage, sondern eine Zustandsfrage, nicht so abhängig von den Verhältnissen um uns, als von der Gesinnung in uns. Geistliche Gesinnung ist nichts anderes als jenes Leben, das Gott durch seinen Geist in uns zu wirken vermag. Wer sich aber dem Umfang des Herzens mit Gott entzieht, sich selbst lebt und sich selbst genügt, der bleibt fleischlich in seiner Gesinnung und Lebensrichtung selbst in der heiligsten Umgebung.
Zitat-Nr: 1821; Quelle: 44; 1.Mose 4,3-5
Durch Jerusalems Fall und durch den Zusammenbruch des Heiligtums war dem Volksglauben der Boden entzogen worden. Im Exil, fern von dem alten Jahvesitz und Jahvekult sollte sich offenbaren, dass die Gegenwart des lebendigen Gottes letzthin nicht gebunden ist an heilige Orte und heilige Handlungen, sondern an die Gesinnung eines geheiligten Volkes. Die Volksreligion hatte den Verkehr Israels mit Gott ausschließlich an den Altar und an den Opferkult gebunden. Auf babylonischem Boden fehlte beides: Altar und Opfer … Der symbolische und kultische Umgang mit Gott wurde abgelöst durch einen geistlichen und unmittelbaren: durch das kultlose Gebet und durch das überlieferte und lebendige Prophetenwort.
Zitat-Nr: 2012; Quelle: 103;