Daniel II
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Wenn der jüdische Kanon auch Daniel nicht zu den Propheten zählt, so beweist doch gerade der gewaltige Einfluss, den Daniels Leben und Wort hinterlassen haben, wie groß sein Prophetendienst war. Denn kein Prophetenbuch ist für das Spätjudentum, für die Zeit der Makkabäerkämpfe, für das Zeitalter Jesu und für die apostolischen Urgemeinden von so grundlegender Bedeutung geworden wie das Buch des Propheten Daniel. In dem Wort des Propheten verkörpert sich die ganze Hoffnung Israels und auch die der christlichen Urgemeinde.
Zitat-Nr: 2016; Quelle: 103;
Über Daniels Staats- und Weltdeutung ist bisher keine Staatsphilosophie und Geschichtsdeutung hinausgekommen. In ihr redet mehr als menschliche Klugheit, in ihr spricht göttliche Offenbarung. Denn so Gott zu bezeugen, wie Daniel es vor der damaligen Weltmacht tat, vermag nur, wer Gott in seiner weltumfassenden Aktivität und weltbeherrschenden Majestät gesehen hat. Solch einen Einblick in die letzten Zusammenhänge der größten weltpolitischen Ereignisse gewinnt nur eine Seele, die von Gott aus alles Weltgeschehen zu sehen vermag. Sie erkennt: Hier walten nicht nur unberechenbare Mächte, hier ernten nicht nur Bosheit und Schuld ihr schweres Gericht, hier bauen nicht nur die Nationen dauernd am Turmbau ihrer Kultur, hier eifert nicht nur der Mensch in seiner Feindschaft wider Gott – sondern hinter allem steht ein Wille, der nicht gebrochen werden kann, und waltet ein Arm, der stark genug geblieben ist, Zeitalter kommen und Zeitalter gehen zu lassen, Könige abzusetzen und einzusetzen, Weltreiche zu rufen und zu stürzen. Gott in seinem geheimnisvollen Walten benutzt Kriege und Revolutionen, Machtbestrebungen der Könige und Empörungen der Völker, Blütezeiten der Kultur und nationale Katastrophen, um durch alles seine Stunde kommen zu lassen. Seine Stunde wird aber ein Reich aufrichten, dessen Grundfeste Gerechtigkeit, dessen Antlitz Friede und dessen König „der Menschensohn“ sein wird.
Zitat-Nr: 2553; Quelle: 62;