Gottesoffenbarung IV
Ewiges kann nur von Ewigem kommen. An sich stand auch Israel-Juda als Volk nicht höher als die anderen semitischen Nachbarvölker. Wenn wir in diesem Volke nun auch die Vermittler dieses Stromes finden, so jedoch niemals seine Quelle. Die unsichtbaren Quellgebiete für den Offenbarungsinhalt des Alten Testaments lagen nicht in der entwickelten Religiosität des israelitisch-jüdischen Volkes und in den prophetischen Trägern seiner Geschichte. Diese Quellgebiete waren weit höherer Natur. Wohl war die israelitische Nation mit ihren Propheten je und je Empfängerin, jedoch niemals Schöpferin ihrer Offenbarungen. Soweit dieselben göttlich waren in ihrem Inhalt, waren sie göttlich auch in ihrem Ursprung. Gott war der Inspirierende und Israel wurde sein Prophet. Nicht Israels Glaube schuf sich Jahwe als seinen Offenbarungsgott, sondern der Gott der Offenbarung schuf sich in Israels Glauben den menschlichen Träger und Vermittler für seine göttliche Offenbarung.
Zitat-Nr: 1741; Quelle: 43;
Was ist nun das Wesen aller Gottes-Offenbarung? Göttliche Selbstmitteilung! Gottes urewiges Leben und Wesen ist Offenbarung, ist Selbstmitteilung. Was er in seiner unerschöpflichen Gottesfülle an Leben und Friede, an Trost und Energien, an Freude und Gerechtigkeit in sich trägt, möchte er in seiner Liebe denen mitteilen, die bereit sind, sich in ihrer Menschlichkeit und Vergänglichkeit mit Göttlichem und Ewigem segnen zu lassen.
Zitat-Nr: 1742; Quelle: 43;
Dieses Geben von Gott her und dieses Empfangen vom Menschen aus, ohne das keine Gemeinschaft des Menschen mit Gott denkbar ist, kann nur durch die Offenbarung vermittelt werden. In der Heilsgeschichte war nie am Anfang die Tat, sondern immer das Wort. Erst sprach die Offenbarung, alsdann antwortete der Glaube.
Zitat-Nr: 1743; Quelle: 43;
Die Formen der Offenbarungen Gottes sind unendlich, wie Gott unendlich ist, und er erwählte immer wieder jene, in der er sich im Laufe der Geschichte vom Menschen am ersten und tiefsten verstanden sah. Daher trugen auch viele dieser Formen einen rein temporären und lokalen Charakter, und manche wurden später abgelöst durch reinere und höhere Formen, oder aber sie verschwanden ganz… Dieser vielfach rein lokale und temporäre Charakter der Form der Offenbarung ist leider allzu oft übersehen und vergessen worden. Daher verewigte der Mensch je und je die Form und tötete den Geist. So entstand in Israel eines Tages jener seelenlose Opferkultus, jene skrupellose Priesterwirtschaft und jenes offenbarungsarme Schriftgelehrtentum, gegen welche von Zeit zu Zeit die wahren Gottespropheten mit solch einer Schärfe in der Vollmacht des Geistes auftraten.
Zitat-Nr: 1754; Quelle: 43;