Erbe
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Lange nicht alles, was andere uns auf geistigem und geistlichem Gebiete als Erbe zurückgelassen haben, bedeutet auch eine Bereicherung unseres wahren Lebens. Vielfach auch das nicht alles, was uns jene hinterlassen haben, die uns einst im Leben sehr nahe standen und uns viel gedient haben. Durch ihre Anschauungen und ihren Dienst haben sie Zustände und Verhältnisse geschaffen, die sich für unser Leben und Werden, für unsere heiligsten Güter als eine schwere Last erweisen. Denn vieles von dem, was uns als Erkenntnis und Weltanschauung, als Kultur und Gottesdienst überliefert wurde, hat uns zum Schuldner gemacht. Wir sind in einer Weise von demselben abhängig gemacht worden, dass es den Anschein hat, als ob wir mit unsern Kindern hinfort unbedingt deren Knechte werden müssten. Selig daher diejenigen, die wohl auf dem Erbe der Vergangenheit ruhend dennoch von demselben nicht geknechtet werden.
Zitat-Nr: 1495; Quelle: 25;
Das ist eine allgemeine Tatsache: je reicher das geistliche Erbe war, das die Vergangenheit hinterließ, desto mehr lebte die kommende Zeit in der Regel von dem Erbe der Väter. Man aß das Brot, das sie gesammelt, wandelte in dem Lichte, das sie geschaut, diente nach den Formen, die ihr Dienen geschaffen hatte. Solch einer Religion fehlt aber immer die lebensvolle Ursprünglichkeit und die durch nichts zu ersetzende Unmittelbarkeit. Sie ist leicht mehr Buch- und Überlieferungsreligion als der natürliche Ausdruck der persönlichen Gemeinschaft mit Gott.
Zitat-Nr: 2621; Quelle: 63; 2.Könige 4,1-7
Innerhalb ihrer Geschichte waren jene Zeiten immer die dunkelsten, wenn die Kirche sich dem Geist und dem Wesen nach dem Gesetz und der Frömmigkeit des Judentums näherte. Sie erkennt zwar voll und ganz an, was Gott einst im Leben Abrahams und innerhalb der Geschichte des israelitisch-jüdischen Volkes wirkte. Aber weder Israel noch das Judentum in ihrer Geschichte sind ihr Erbe. Sie sind weder ihr Glaubens- noch sind sie ihr Lebensinhalt. Die Kirche lebt nicht von deren religiösem oder völkischem Erbe, so reich dasselbe einst auch immer war. Sie lebt vom unmittelbaren Wirken Gottes. Sie steht in der Lebensgemeinschaft mit Christus, ihrem Herrn und Haupte. Das Geheimnis der Kirche in ihrem geschichtlichen und einzigartigen Dasein und Sosein ist allein Gott in seiner Heilsoffenbarung durch Christus.
Zitat-Nr: 2725; Quelle: 57; Römer 4,1-5