Bruder II
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Jeder Mensch ist zwei Welten gegenüber verpflichtet, der Welt seines Innenlebens und der Welt seiner Umgebung. Jede falsche Einstellung des Menschen zu sich selbst führt auch konsequent zu einer falschen Einstellung seinem Nächsten gegenüber. Wer durch Sünden sich selbst verdirbt, zieht durch Verführung den Nächsten in dasselbe Verderben. Wer sich selbst betrügen kann, schaudert auch nicht vor dem Betrug gegen seinen Nächsten zurück.
Zitat-Nr: 1847; Quelle: 44;
Das war ja das große Gottesevangelium, das bereits schon die Thora enthielt, dass sie durch ihre Gesetze immer zunächst das Verhältnis des Menschen zu Gott zu regeln suchte und alsdann auch das Verhältnis des Menschen zum Menschen ordnete. Wer Gott fürchtet, ehrt auch den Nächsten. Wessen Geist offen ist für Gottes Offenbarung, dessen Seele verschließt sich nicht gegen die Not des Bruders. Eine soziale Zukunft kann daher nur ein Volk haben, das aus seinem Verhältnis zu Gott heraus göttliche Gerechtigkeit und sittliche Rechtsordnungen pflegt, welche die Grundlage für jeden öffentlichen Verkehr von Mensch zu Mensch sind. Ein Geschlecht, das sittlich zugrunde geht, die nackteste Selbstsucht durch staatliche Rechte heiligt und jede zuchtlose Sinnlichkeit zur öffentlichen Moral erhebt, vermag keine soziale und menschenwürdige Zukunft zu schaffen. Es ist die Gerechtigkeit der Weltgeschichte, dass in ihrem Verlauf immer wieder alles im Gericht zusammenbrach und unterging, was sich in seinem Aufbau, in seinen Wünschen und in seinen Zielen löste von den Grundlagen der sittlichen Gerechtigkeit und deren sozialen Rechtsbestimmungen.
Zitat-Nr: 1899; Quelle: 45;
Wer die einzelnen zunächst sich vielfach noch bekämpfenden Kräfte zusammenfassen und auf ein gemeinsames höheres Ziel lenken will, kann mithin unmöglich Träger von Sonderinteressen sein. Wer nicht fähig ist, alles Nebensächliche und Untergeordnete so zurückzustellen, dass die eine gottgewollte Hauptaufgabe alles andere beherrscht, wird nie die zerstreuten Kräfte zum gemeinsamen Handeln zu sammeln verstehen. Vollmacht, dem Ganzen zu dienen, werden nur Männer haben, die gelöst von allen Kleinlichkeiten sich nicht verlieren in religiösen Parteiinteressen, sondern die da fähig sind, über die eigene Dogmen- und Stammesgrenze hinaus ihre Brüder zu finden.
Zitat-Nr: 2358; Quelle: 59; Richter 5