Gebet I
Das Geheimnis des Gebets kann zwar erlebt, nie aber umfassend gedeutet werden. Denn „das Gebet“, sagt der dänische Bischof Konrad, „ist eine Welt für sich, nur denen bekannt, die in ihr leben“.
Zitat-Nr: 1132; Quelle: 6;
Dass es sich im Gebet um die unmittelbarste Zwiesprache des menschlichen Ich mit dem göttlichen Du handelt, weiß die Kirche Christi aus dem Zeugnis der Heiligen Schrift und aufgrund der Erfahrungen aller, die Gott je anzubeten suchten im Geist und in der Wahrheit. Denn nicht um die Fragen geht es hier, wie einst die Völker ihren Göttern gehuldigt, zu ihren Götzen gefleht, auf ihren Altären geopfert haben. Wir stehen hier vielmehr vor der entscheidenden Frage, wie ein Mensch des Glaubens im Gebet mit Gott verkehrt.
Zitat-Nr: 1133; Quelle: 6;
Das Gebet ist kein Unsinn, wenn der Mensch an die Persönlichkeit Gottes glaubt, d. h. wenn Gott ihm nicht nur eine Idee, sondern die höchste Person innerhalb der Schöpfung und die höchste Autorität innerhalb der Geschichte ist. Eine Gottesidee liegt auch jeder Religion zugrunde. Eine Idee, auch die erhabenste, ist aber unpersönlich … Der Mensch kann nicht zu ihr beten. In seinen Nöten und Ängsten, in seinen Sorgen und Zweifeln kann er nicht seine Zuflucht zu ihr als zu einer persönlichen, stärkeren und handelnden Macht nehmen. Eine Idee, auch eine erhabene Gottesidee, ist nie stärker als die Kraft, in der der Mensch sich ihr hingibt. Bricht unter dem Druck der Nöte und Verhältnisse diese seine eigene Kraft zusammen, dann bricht mit ihr auch die Idee zusammen … Das Beten selbst zur erhabensten Gottesidee ist mithin wirklich Unsinn.
Zitat-Nr: 1212; Quelle: 6;
Ja, beten ist Unsinn, bekennt auch der Mensch des Glaubens, wenn sich das Gebet nur an das Schicksal oder an einen unpersönlichen Gott in uns wendet. Beten ist Unsinn, wenn das letzte Bekenntnis des Menschen nur das der Deutschreligion sein kann: „Ich glaube an den Gott der Deutschreligion, der in der Natur, im hohen Menschengeist und in der Kraft meines Volkes wirkt.“
Zitat-Nr: 1213; Quelle: 6;