Falsche Propheten I
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Wie heute, so gab es auch damals Propheten, die nicht einmal selbst an ihr Prophetenwort glaubten. Sie redeten Lüge, weil Jahves Volk es so liebte. Gottes Wort fehlte ihnen, da berauschten sie sich am Gesicht ihres eigenen Herzens. Sie gefielen sich am Geist ihrer Rede und sättigten sich am Zuspruch des Volkes. Sie glaubten sich in eine höhere Sendung hinein, während Gott sie nie gesandt hatte. Bis heute gehört es doch mit zum Erschütterndsten, wenn man Menschen begegnet, die derart berauscht sind von ihrem Wort und derart sich täuschen über ihre Sendung, dass man von ihnen den Eindruck gewinnen muss, sie glauben an ihre eigene Lüge und sie sind sich nicht bewusst ihres psychopathischen Sendungs- und Selbstbewusstseins. Sie werden jene Schwärmer, die jeden Sinn für die Wirklichkeit verloren haben. Sie vermögen zwischen Lüge und Wahrheit nicht mehr zu unterscheiden. Sie suchen bewusst unheilige Dinge für heilige Zwecke zu heiligen und durch übersteigerte Begeisterung zu erreichen, was nur auf der Grundlage heiliger Nüchternheit und freier Glaubenshingabe erreicht werden kann.
Zitat-Nr: 2468; Quelle: 60; Jeremia 23,9-32
Wahrlich, es gibt einen tiefen Einblick in das Wesen des falschen Prophetentums, nicht etwa nur von einst, sondern auch von dem aller Zeiten. Einseitig angewandtes Gotteswort kann allzu leicht zum Ausgang eines falschen Prophetenwortes gemacht werden. Dann werden aber, wie damals in Juda, jene trügerischen Hoffnungen geweckt, die sich nicht erfüllen. Das Volk gewinnt auf Grund solcher Irreleitungen eine falsche Einstellung zu den Vorgängern seiner Zeit. Hernach bricht es aber in seiner Kraft umso völliger zusammen, sobald es sich in seinen trügerischen Erwartungen durch den Verlauf der Geschichte nicht gerechtfertigt sieht. Ja, es steht alsdann in der Gefahr, sich in seiner Hoffnungslosigkeit einem Fanatismus hinzugeben, der in seiner Leidenschaft blind und skrupellos Heimat und Zukunft in Katastrophe und Untergang stürzt.
Zitat-Nr: 2474; Quelle: 60; Jeremia 27,12-22