Frömmigkeit VI
Ist ein Volk nicht mehr im Glaubensgehorsam dem Herrn verhaftet, dann hat es auch kein geweihtes Heiligtum mehr, durch das es vor kommenden Gerichten geschützt ist. Gott hütet nicht seine Heiligtümer, wenn sein Volk erst in der Welt der Ungerechtigkeit heimisch geworden ist.
Zitat-Nr: 2444; Quelle: 60; Jeremia 7,1-16
Ja, Heiligtümer! Wie können sie ein Segen sein, aber auch zum Fluche werden für ganze Völker und deren Geschichte! Ersetzen sie erst in der Erkenntnis und im Leben den Herrn selbst, dann treten sie zwischen Volk und Gott. In seinem Gottesdienst betätigt sich das Volk alsdann weit mehr mit der Pflege des formalen Kultus als in dem lebendigen Umgang mit dem Herrn, von dem allein die Kräfte eines Lebens der Gerechtigkeit und Heiligkeit fließen. Beschäftigte die Dogmatik eines Volkes sich aber weit mehr mit dem Kultus als mit dem Herrn, dann ging dem Leben bei all seiner formellen Rechtgläubigkeit dennoch die Ethik eines neuen Lebens und der Gerechtigkeit verloren.
Zitat-Nr: 2593; Quelle: 62; Amos 5,4-6
Ist die lebendige Beziehung zu Gott nicht ihr Wurzelgebiet, und sind das Recht und die Gerechtigkeit nicht die sichtbaren Früchte der kultischen Frömmigkeit, dann hat sie das Geheimnis ihrer göttlichen Mission verloren.
Zitat-Nr: 2594; Quelle: 62; Amos 5,21ff
Es vollzog sich, vom Standpunkt prophetischer Geschichtsbetrachtung aus gesehen, bereits schon damals, was auch die Kirche Christi im Laufe ihres Bestehens immer wieder erlebte. Entweder zog sie in der Kraft ihrer Überzeugung und im Bewusstsein ihrer prophetischen Verantwortung die Welt mit in die Einflusssphäre des ihr erschlossenen Gottesreiches hinein, oder sie sah sich eines Tages selbst mit ihrer Gottesverehrung hineingezogen in das religiöse Kultleben der Welt, in welchem auch die angebliche Gottesverehrung nur noch eine Gelegenheit zur Pflege sinnlicher Leidenschaften wird.
Zitat-Nr: 2608; Quelle: 62;