Über den Dingen – 1.Oktober
„Jesus führte sie auf einen hohen Berg, nur sie allein.“
Markus 9,2
Wir alle haben erhebende Zeiten auf dem „Berg“ erlebt; wir haben die Dinge aus der Sicht Gottes gesehen und uns gewünscht, dort zu bleiben. Ob unser geistliches Leben gesund ist, erweist sich daran, ob wir die Kraft aufbringen, vom Berg herunterzukommen. Wenn wir nur hinaufsteigen können, ist etwas nicht in Ordnung. Es ist etwas Herrliches, bei Gott auf dem Berg zu sein, aber man kommt nur dorthin, damit man später herunterkommen und den Menschen im Tal helfen kann. Wir sind nicht primär für Berggipfel, Sonnenaufgänge und die besonderen Augenblicke des Lebens geschaffen – das sind nur kurze Zeiten, die uns neu beleben. Unser Lebensraum ist das Tal mit seinem Alltagsleben und da müssen wir Kraft und Ausdauer beweisen. Aber auch geistlich sind wir Egoisten und wollen immer wieder auf den Berg kommen. Wir meinen, wir könnten leben und reden wie die Engel selbst, wenn wir nur dort oben bleiben dürften. Diese Zeiten von Gottes besonderer Nähe sind Ausnahmen. Sie haben ihre Bedeutung in unserem Leben mit Gott, aber wir müssen darauf achten, sie nicht aus geistlicher Selbstsucht zum Einzigen machen zu wollen. Wir neigen zu der Vorstellung, alles, was passiert, müsse sich als nützliche Lehre auswerten lassen. Aber in Wirklichkeit soll es etwas Besseres hervorbringen als Lehre, nämlich Charakter. Die besondere Begegnung mit Gott soll uns nicht lehren, sie soll uns formen. Es ist sehr gefährlich, immer zu fragen: „Wozu dient dieses Erlebnis?“ So kann man geistliche Dinge nie beurteilen. Die Augenblicke auf dem Berggipfel sind selten und nur Gott weiß, was er damit beabsichtigt.