Lebendige Worte – Brevier
Lebendige Worte
Jakob Kroeker – Brevier
Das ist die Kraft des ew’gen Worts,
dass es nicht schweigt, sobald’s gesprochen;
und schlügen wir’s auch in ein Kreuz,
es hat noch jeden Bann gebrochen.
Wir schrien es tot, es lebte fort –
es sprach. Es sprach als Gottes Wort!
Jakob Kroeker
Zum Geleit
Viele Worte von Jakob Kroeker sind heute aktueller denn je.
Nicht wegen seiner Person, die bei vielen, die ihm persönlich begegneten, tiefen Eindruck hinterlassen hat. Auch nicht wegen seines weit geschätzten Dienstes als Bibelausleger auf Konferenzen. Auch nicht wegen seiner entbehrungsreichen Reisen als Missionar und Reiseprediger in Ost und West. Auch nicht wegen seines mutigen Bekennens.
Das Besondere bei Jakob Kroeker ist, wie er Gottes Wort hört und auslegt. Nie abstrakt oder theoretisch, sondern direkt in unsere Welt spricht er in allen seinen Auslegungen biblischer Geschichte und Prophetie. Das packt den Leser, wie Kroeker biblische Geschichte entfaltet. Es trifft im Gewissen, ermutigt und tröstet. Das Bibelwort aus längst vergangenen Zeiten wird zur Offenbarung Gottes für heute, zum lebendigen Wort.
Dabei möchte der Bibelausleger Jakob Kroeker überhaupt nichts künstlich aktualisieren oder den Bedürfnissen von Menschen und ihrer Zeit anpassen. Nein, er hört, wie ein Jünger hört. Dabei erlebt er überall in der Bibel, wie Gott selbst durch sein Wort zuschlägt, überführt und neues Leben schafft.
Gottes Wort ist bei ihm nicht Objekt, mit dem sich der Glaube beschäftigt. Nein, gerade umgekehrt: Im Wort Gottes spricht der handelnde und wirken Gott selbst und schafft Glauben. In seinem Wort offenbart Gott seine Herrlichkeit. Immer wieder weißt Jakob Kroeker auf diese ganz besondere Wirkungsmacht des Wortes Gottes hin, das den Hörer – wie er sagt – inspiriert. Es ist Gottes Geist, der durch sein Wort Leben schafft. Darum nennt Kroeker Gottes Wort prophetisch, weil es die höchsten Gottesoffenbarungen in sich trägt. Ohne Gottes Wort bliebe die Menschheit in ewige Nacht und Finsternis gehüllt.
In großer Sorge spricht Jakob Kroeker die sichtbare Entartung der christlichen Gemeinde an. In Selbstsucht und Weltverliebtheit sucht sie sich, statt sich in Demut vor dem Reden des lebendigen Gottes zu beugen. Auch wenn sie noch manche äußerlichen Formen der Offenbarung Gottes traditionell weiterführt, weigert sie sich, seinem Wort gehorsam zu werden. Fromm will sie Großes für Gott wirken und begreift nicht, dass doch Gott Großes mit ihr tun will.
Das hat Jakob Kroeker sein ganzes Leben in seinen vielen Diensten und Büchern umgetrieben: Gemeinde Gottes muss anders sein als die Welt, weil sie ein Organismus der neuen Welt ist. Wer die Welt erlösen will, muss innerlich von ihr getrennt sein. Wenn die Kirche auf dem Weg der Völker wandelt, wird die Stimme des Fleisches zur Stimme Gottes, das Reich der Welt als Reich der Himmel verkündigt.
Gemeinde Gottes kann nur sein, was mit Christus gekreuzigt ist und sich dann wieder vom Vater in diese Welt senden lässt. In der Welt und doch nicht von der Welt. Die Gemeinde gehört allein Christus. Darum braucht sie keine Selbstbehauptung, keine Macht, keine Autorität, keine Propaganda, kein Hinabsteigen auf die machtpolitische Ebene dieser Welt. Sie wird auch auf dem Leidensweg nicht untergehen, wenn sie abhängig von ihrem Herrn bleibt und missionarisch und prophetisch ihren Dienst tut.
Erfreulich ist, dass in den letzten Jahren noch Neuauflagen von Kroekers Werken erschienen sind. Vieles ist leider nur schwer zugänglich. Darum ist Armin Jetter zu danken für dieses jetzt vorliegende Werk. Er hat eine umfassende und gelungene Auswahl der wichtigsten Gedanken Jakob Kroekers zusammengestellt. Sie führen in die erstaunliche Weite dieses großen Schriftauslegers ein. Man kann nur wünschen, dass über dem Lesen in unseren vielfach erstarrten Gemeinden ganz neu das Wunder der Offenbarung Gottes in seinem lebendigen Wort erlebt wird.
Winrich Scheffbuch
Gedenkt an eure Lehrer,
die euch das Wort
Gottes gesagt haben.
Hebräer 13,7
Vorwort des Herausgebers
Es war naheliegend, dass der Missionsbund „Licht im Osten“ seiner Stiftung bei deren Gründung 2011 den Namen Jakob-Kroeker-Stiftung gab. Jakob Kroeker war ihr erster und langjähriger Missionsdirektor und hat prägende Spuren im Leitbild und Organisation hinterlassen. Als ich 2002 für die Stiftung zu arbeiten anfing, galt die erste Frage in den Gesprächen immer dem Namensgeber: Wer war Jakob Kroeker?
Ich ging dieser Frage nach und machte eine Entdeckung! Meine Beschäftigung mit seinem umfangreichen literarischen Werk und mit seiner Berufung zum Missionsdirektor begann damit, dass ich zunächst auf die Fragen nach seiner Person Antworten suchte. Als ich aber, noch unsystematisch, die ersten Bücher und Redetexte, eben alles, was mit in die Hand kam, las und mich an seinen recht eigenen Schreibstil gewöhnt hatte, entdeckte ich darin den klugen Lehrer und gebildeten Bibelausleger, den weihblickenden, nachdenklichen Historiker und immer den einfühlsamen, verantwortungsbewussten Seelsorger, ja den prophetischen Weisen, in dessen Texten köstliche, einprägsame Formulierungen und Perlen zeitloser Weisheit und Erkenntnis verborgen sind. Bald entstand der Gedanke, diese aus dem Kontext zu losen und zu sammeln. Ich wollte sie ans Tageslicht befördern, nicht nur um sie kurzfristig aufzubereiten, sondern um sie als sein geistliches Erbe zu bewahren.
Ich machte Urlaub und setzte mich in den Lesesaal der Deutschen Bibliothek in Leipzig und etwas später in die Universitätsbibliothek Halle/Saale und las Buch um Buch und viele Zeitschriftenartikel aus Kroekers Feder, machte Notizen, schlug nach, suchte nach Erklärung, wenn mir etwas fremd war, betrachtete die Zeitumstände, Unter denen er dies oder jenes schrieb. Und so entstand Text für Text dieses Brevier aus den Büchern, Aus Zeitschriftenbeiträgen und aus Manuskripten Jakob Kroekers.
Zu in Erklärung des Buchtitels Lebendige Worte genügt der Hinweis auf die Bände der Auslegungen zum Alten Testament, die er unter dem Titel „Das lebendige Wort“ herausgegeben hat. Daran wollte ich mit dem Titel dieses Breviers anknüpfen und an diese große literarische Arbeit, die er im Dritten Reich nicht vollenden konnte, erinnern. Zum anderen erlebte ich das Phänomen, dass die Worte zu mir sprachen und die alten Worte in meinem Denken lebendig wurden. Ich kann mir nichts mehr wünschen, Als das auch Sie die Gedanken und Worte Jakob Kroekers so erfahren und Sie diese weitertragen.
Sie finden in diesem Buch etwa 1700 Zitate aus 67 Büchern, Zeitschriften und unveröffentlichten Redemanuskripten aus mehreren Archiven. Um einen Text zu einem Thema zu finden und um überhaupt mit diesen Texten arbeiten zu können, brauchte ich ein Ordnungsprinzip. Ich entschied mich für das Register des „Theologischen Begriffslexikons zum Neuen Testament, hrsg. von L. Coenen, E. Beyreuther und H. Bietenhard“ (Rolf Brockhaus Verlag, 1972). Die Suchbegriffe, die ich dort fand, musste ich allerdings um wesentliche, unveränderbare Begriffe in der Sprache Jakob Kroekers ergänzen. Begriffe wie Priesterseele, Gottesoffenbarung, oder Jesusweg gehören zu seinen Wortschatz und können nicht ersetzt werden. Sie erklären sich aber schnell von selbst. Sie werden merken, dass sie genuiner Kroekerischer Sprachschatz von hohem Rang und wesentlicher theologischer Aussage sind.
Das eine oder andere Zitat mag sie anregen, Eines der Bücher, aus denen ich ausgewählt habe, ganz zu lesen. Oder eine Bibelstelle, auf die sich Jakob Kroeker bezieht, nachzuschlagen. Beidem dient das Quellenverzeichnis. Es ist mir sehr wichtig, auf diese Weise den Zusammenhang, indem das Wort steht, zu dokumentieren und die Quelle des Zitats zu benennen, damit man es aufspüren kann. Allerdings sei angemerkt, dass der Autor manche Auslegung mehrmals verwendete, so dass ein Zitat, für das ich eine bestimmte Quelle angebe, möglicherweise auch an anderer Stelle, etwa in einem Zeitschriftenartikel, gefunden werden kann. Mit Blick auf Lesbarkeit und Akzeptanz habe ich die Texte der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst.
In diesem Jahr begehen wir den 60. Todestag von Jakob Kroeker. Ich freue mich, dass das Jakob-Kroeker-Brevier zu seinem Gedenken rechtzeitig vorliegt. Es ist für mich Ehre und Freude, dass es während der Zeit, in der ich als später Nachfolger Jakob Kroekers Missionsleiter des Missionsbunde „Licht im Osten“ sein darf, im Brunnen Verlag erscheint, der einst die Hauptwerke Jakob Kroekers herausgab. Den Vorständen von „Licht im Osten“ in Deutschland und in der Schweiz danke ich für die Bereitschaft, sich an der Drucklegung und der Verbreitung des Buches zu beteiligen und den Erben und Rechteverwaltung der Familie Kroeker für das Verständnis für mein Vorgehen, die Bereitstellung von Archivmaterial aus dem Fundus der Familie und die wohlwollende Begleitung der Arbeit über eine längere Zeit.
Armin Jetter
Neuried, Neujahr 2008