Das Gebet und das Kreuz – 6.August
„An jenem Tage werdet ihr bitten in meinem Namen“
Johannes 16,26
Alzuoft betrachten wir das Kreuz Christi als etwas, das wir durchmachen müssen, und doch machen wir es nur durch, um hineinzukommen. Für uns bedeutet das Kreuz nur eines: völliges, absolutes, vorbehaltloses Einswerden mit Jesus Christus, der unser Herr ist. Dieses Einswerden wird für uns nirgends so erfahrbar wie im Gebet.
„Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.“1 Warum dann noch bitten? Der Sinn des Betens ist nicht, dass Gott unsere Bitten erfüllt, sondern dass wir zu einer vollkommenen und ungetrübten Einheit mit ihm kommen. Wenn wir nur beten, damit unsere Bitten erhört werden, werden wir uns bald über Gott ärgern. Er antwortet uns jedes Mal, wenn wir beten, aber er tut es nicht immer so, wie wir es erwarten, und unser Ärger zeigt, dass wir nicht bereit sind, uns beim Beten wirklich ganz auf ihn auszurichten. Der Sinn unseres Lebens ist nicht zu beweisen, dass Gott Gebete erhört, sondern beispielhaft sichtbar zu machen, wie Gott Menschen verwandelt.
„Ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten will; denn er selbst, der Vater, hat euch lieb.“2 Ist deine Beziehung zu Gott so eng, dass dein Gebetsleben seinen Sinn und seine Form aus der Einheit mit dem Gebetsleben Jesu Christi bezieht? Hat Christus dir statt deines natürlichen Wesens sein lebenschaffendes Wesen gegeben? Wenn ja, dann wirst du „an jenem Tage“ so von Jesus durchdrungen sein, dass kein Wesensunterschied mehr zu erkennen ist.
Wenn du keine Antwort auf dein Beten hörst, sei vorsichtig, dass du die Schuld nicht auf andere schiebst. Das ist immer eine teuflische Falle. Wenn du die Antwort nicht erkennst, gibt es immer einen Grund. Gott nutzt solche Zeiten, um dir wesentliche persönliche Hinweise zu geben, die nur für dich und für niemanden sonst gedacht sind.