11.Mai
„Das andere aber ist dem gleich: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst‘.“[sc:bibelstelle stelle=“Matthäus 22,39“ ]
Alles, was unser Herr Jesus über die Verpflichtung des Menschen gegenüber anderen Menschen lehrte, könnte in einem Gesetz, dem Gesetz des Gebens, zusammengefasst werden. Es ist, als ob Er sich vorgenommen hätte, dem natürlichen Trieb des menschlichen Herzens zu widersprechen, der auf Erwerben und Festhalten ausgeht. Ein Kind etwa fragt, wenn es ein Geschenk sieht: „Gehört das mir?“ Wenn ein Mensch von neuem geboren wird, wird dieser Trieb von einem anderen verdrängt, dem Trieb des Gebend. Das Gesetz eines Jüngers Jesu heißt: Gib, gib, gib.1
Als Christen sollten wir Gebende sein in dem Maße, wie wir von dem unermesslichen Geben Gottes beschenkt wurden. „Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebt es auch.“2 Unsere Nähe zu Christus ist nicht daran zu erkennen, wieviel wir geben, sondern an dem, was wir nicht geben. Wenn wir vom Geben sprechen, denken wir fast immer nur an Geld. Das Geld ist das Herzensblut der meisten von uns.
Wir haben einen erstaunlichen Trick entwickelt: Wenn wir Geld geben, geben wir keine menschliche Zuwendung; und wenn wir diese geben, geben wir kein Geld. Die einzige Möglichkeit zu erkennen, was die Reden Jesu für uns bedeuten, ist durch die Innewohung des Heiligen Geistes. Er befähigt uns, das Leben Jesu überhaupt zu verstehen. Wenn uns das nämlich fehlt, fangen wir an, Seine Lehre auszubeuten, indem wir jeweils das herausgreifen, was uns gefällt.
Es gibt einen Gesichtspunkt des Gebens, über den wir wenig nachdenken, der aber im Leben unseres Herrn Jesus eine herausragende Rolle spielte. Es ist das Geben im Bereich der mitmenschlichen Beziehungen. Er nahm Einladungen von rechts und von links an, von Zöllnern und Pharisäern, was Ihm das Prädikat „Fresser und Weinsäufer, der Zöllner und der Sünder Freund“ eintrug. Er verzehrte sich in dem eines Vorsatz: zu suchen und zu retten, was verloren war. Paulus sagt: „Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise etliche rette.“3 Wie wenige von uns denken jemals daran, in herzlicher Hinwendung zum anderen zu geben! Wir sind so sparsam, dass wir kein Gespräch führen, wenn es uns nichts einbringt!